Der Wohnhof befindet sich im Blockinnenhof des zwischen 2010 und 2014 neu entstandenen „Stadtquartiers Friesenstraße“ im Berliner Bezirk Tempelhof – einer klassischen Berliner Blockrandbebauung bestehend aus 12 Einzelhäusern unterschiedlichster Bauherren: Baugemeinschaften, Genossenschaften sowie Bauträger, die das Quartier gemeinsam entwickelt haben.
Konzept / Leitidee
Der Gartenhof vermittelt zwischen der gemeinschaftlichen Wohnbebauung der Häuser Schwiebusser Str. 42-44 und einem sich im Blockinneren befindlichen Quartierspark. Die Gestaltung verbindet die eigentlich aus drei Einzelgärten bestehende Anlage zu einer zusammenhängenden Gartenanlage entsprechend dem Selbstverständnis der 3 Baugruppenhäuser als einem gemeinschaftlichen Bau- und Wohnprojekt.
Funktionsbereiche / Erschließung / Barrierefreiheit
In enger Abstimmung mit der “Garten-AG“ der Baugruppe konnten wir einen Entwurf entwickeln, der sowohl unterschiedliche Aufenthalts- und Nutzungsqualitäten bietet als auch durch gestalterischen Anspruch die Wohnqualität verstärkt.
Die Einbindung eines selbst betreuten Nutzgartens im Sinne des „urban gardening“, der wohnungsnahen Terrassenbereiche vor den EG-Wohnungen sowie gemeinschaftlich genutzter Rasenflächen und Sitzbereiche waren ein weitere umzusetzende Ideen der Baugruppe an die Planung. Die verschiedenen Nutzungsideen wie Gärtnern, Ballspielen, Party, Ruhe, Buddeln, Klettern... wurden in ein einheitliches, Binnenräume schaffendes Gestaltungskonzept integriert. Heckenkörper und Pflanzungen schaffen Raumgrenzen.
Idee des Entwurfs ist es, ein „Band“ aus unterschiedlichen Räumen und Flächen zu schaffen, bunt und vielfältig, doch zugleich verbindend zwischen den Teilräumen, die zum Spiel und zur Erholung einladen. Durch geschickte Nutzung der Topografie entsteht ein einladender vom angrenzenden Park räumlich abgesetzter, eigenständiger Gartenraum. Daneben ist es uns gestalterisch gelungen, den deutlichen Niveauunterschied im Verhältnis zu den angrenzenden Gärten und dem Gehweg der Schwiebusser Straße in das Gestaltungskonzept zu integrieren.
Ökologie / Vegetation
In den privaten Randbereichen wurden Bepflanzungen gezielt als Puffer zu den gemeinschaftlichen Bereichen angelegt. So erhalten die Gartenterrassen einen vorgelagerten, bodendeckenden Pflanzteppich aus überwiegend immergrüner Japan-Segge und Solitärgehölzen. Typische Gartensträucher wie Zwergflieder und Schneeball mit maximalen Wuchshöhen von 1,5 m schaffen soziale Distanz ohne die anliegenden Wohnräume zu verschatten. Geschnittene Heckenkörper aus Hainbuche begleiten den Gartenweg und setzen räumliche Akzente. Die Stauden- und Gräserbänder sorgen mit ihrer Blütenpracht für eine sehr gärtnerische Atmosphäre.
Die kräftigen Farben von Knöterich verbinden sich mit den üppig blühenden Indianaernesseln und Taglilien zu einem orange-roten Farbkanon, der den Garten im Sommer prägt. Im Planungs- wie auch im Herstellungsprozess des Gartens stellten die Realisierung einer Erdwärmeanlage mit Erdsonden, weite Teile des Gartens beanspruchende Leitungstrassen und zweier oberirdischer Entlüfter neben der zeitgleich erfolgenden Herstellung der Wohngebäude und des Quartiersparks eine große planerische und baulogistische Herausforderung dar.
Wirtschaftlichkeit / Nachhaltigkeit
Die Wiederverwendung von Altpflaster der ursprünglichen Kaiserlichen Kaserne für das verbindende Gartenwegeband hat wesentlich zu einer Reduzierung der Gesamtbaukosten beigetragen, die ansonsten auf Grund der notwendigen Erdarbeiten als Voraussetzung für den Bau der Geothermieanlage vergleichsweise hoch lagen. In der Verbindung mit anthrazitfarbenem Klinkerpflaster als barrierefreiem Wegebelag für die einzelnen Anschlusswege zu den Gebäuden ist so ein hochwertiger, nachhaltig geplanter Wohninnenhof entstanden.
Besonderheit / Alleinstellungsmerkmal
Die Gestaltung des Gartenhofs trägt maßgeblich zum hohen Gemeinschaftsverständnis der aus 72 Bauherren bestehenden „generationenübergreifenden“ Baugemeinschaft bei. Für die annähernd 50 Kinder der drei Häuser bedeutet der Gartenhof eine attraktive Spielalternative und Rückzugsmöglichkeit gegenüber dem angrenzenden, von allen Bewohnern und Bewohnerinnen des neu entstandenen Quartiers genutzten Quartierspark.