Die Mittelbruchzeile befindet sich im nord-westlichen Berliner Bezirk Reinickendorf, es handelt sich hier um einen stillgelegten Straßenraum in einem Wohngebiet mit gemischter Anwohnerschaft bezogen auf Alter und Herkunft. Hier trifft man auf unterschiedliche Wohnkonstellationen: von Familien mit Kleinkindern bis zu Hochbetagten, die Einraumwohnungen bewohnen. Allen ist gemein, dass sie den nun umgestalteten Freiraum vor ihren Häusern als erweitertes Zuhause empfinden und nutzen.

Standort (Google-Maps)

Konzept / Leitidee

Mit der Umgestaltung der Mittelbruchzeile entsteht eine Atmosphäre von „Landschaft vor der Tür und am Wegrand“, die unter Berücksichtigung altersspezifischer, generationsübergreifender Bedürfnisse zu Erholung, Kommunikation, Bewegung, Spiel und Begegnung einlädt.

Es werden Nutzungsmöglichkeiten für alle Alters- und Bevölkerungsgruppen angeboten, Spiel-, Bewegungs-, Begegnungs- und Aufenthaltsraum gehen ineinander über, es entstehen Orte des Miteinanders, der Identifikation und der nachbarschaftlichen Kommunikation. Die Vermeidung von Konflikten wurde durch sensible Zonierung und die Klärung und Einbeziehung der Randbeziehungen erreicht. Durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten, die verträglich eingebunden wurden (Transit-Radweg, querende Wege/Stege) steigt das Sicherheitsempfinden.

Funktionsbereiche / Erschließung / Barrierefreiheit

Als Brücken und Stege gestaltete Wege verweben die beiden flankierenden Hauptwege miteinander. Sie erlauben das Gehen und Sein im Raum, ermöglichen die Wahl zwischen schnell und langsam und gliedern das Gebiet in programmatische Felder. Diese sind abwechselnd linear so angeordnet, dass der Gesamtraum eine Abfolge von abgestuften Aktivitäts- bzw. Ruhefeldern ist. Die Stege dienen außerdem als Sitz-, Aufenthalts- und informelle Spielmöglichkeits-Orte.

Ein an eine eiszeitliche Rinne erinnernder stilisierter Flusslauf wandert durch den Raum und inszeniert eine optische Verbindung zwischen den unterschiedlichen Stimmungen, Aktions- bzw. Interaktionsräumen. An den Schnittpunkten der Mittelbruchzeile mit den anliegenden Straßenräumen entstehen als Orte der Wegeverknüpfung Treffpunkte, an die sich Spielorte anschließen. Dabei wird weitgehend auf schon etablierte Orte bzw. Lücken in der Bebauung zurückgegriffen, um Konflikte z.B. bezüglich Lärms zu vermeiden.

Die Treffpunkte werden von weißen Bänken begleitet, so dass an ganz unterschiedlichen Orten, mit verschiedenen Perspektiven und Stimmungen Beobachten, Treffen, Verweilen usw. möglich sind. Mit dem landschaftlichen Bild des Bruch-Grabens als stilisierter, abstrahierter (trockener) Wasserlauf in Verbindung mit der Rasentopographie wird auf die Geologie und Geschichte des Ortes verwiesen. Somit wurde die Beziehung zum nahegelegenen Schäfersee verstärkt. Das Bild der eiszeitlichen Rinne als identitätsstiftendes Element hält den langen Raum zusammen und dient der atmosphärisch-räumlichen Kontinuität.

Ökologie / Vegetation

Mit der Umgestaltung der Mittelbruchzeile sollte eine stärkere Identifikation der Anwohnenden mit ihrem unmittelbaren Wohnumfeld erreicht und ein Gefühl von „draußen zu Hause“ ermöglicht werden. Herausfordernd war die räumliche Begründung von Zusammenhalt und Vielfalt, die Etablierung neuer Nutzungen, die Raumbildung in der langgestreckten, schmalen ehemaligen Straße bei Erhalt des Baumbestandes und im Hinblick auf die Vermeidung von Konflikten. Im Rosengarten wurde im Wesentlichen der Bestand erhalten und durch Bodendeckerrosen mit Begleitgräsern und Stauden ergänzt.

Hohe Sträucher wurden herausgenommen, um eine insgesamt niedrigere Bepflanzung und damit Ein- und Aussichten in das Innere des Rosengartens zu erhalten. Ein Wiesenband begleitet den Fuß-/Radweg und bildet einen zurückhaltenden räumlichen Puffer. Frühjahrszwiebeln aus dem Bestand wurden in das Wiesenband integriert und durch Narzissen und andere Zwiebelpflanzen in Tuffs ergänzt, so dass schon im Frühjahr ein buntes, einladendes Bild entlang des Weges entsteht, und bei nur 1-2 Mahden pro Jahr eine artenreiche Wiese etabliert werden konnte.

Pflanzfelder entlang des nördlich verlaufenden Weges schaffen durch verschiedene blüten- und fruchttragende Sträucher wie Mahonien, Hartriegel, Knallerbsen, Sommerflieder, niedrige Weidensträucher und Bodendeckerrosen attraktive Strukturen und beleben den Raum. Insgesamt ist es Ziel, mit einem minimalen Pflegeaufwand ein möglichst einladendes Bild zu erzeugen.

Wirtschaftlichkeit / Nachhaltigkeit

Erfahrungsgemäß ist es für Anliegende und Nutzende bedeutsam, dass Bestehendes, wo sinnvoll, erhalten, Etabliertes, wenn positiv, bewahrt wird und gemachte Erfahrungen aufgegriffen werden. In diesem Sinne und vor dem Hintergrund eines begrenzten Budgets wurden die bestehenden Grundstrukturen so wie auch die etablierten Nutzungen und Raumsequenzen erhalten und fortentwickelt.

Besonderheit / Alleinstellungsmerkmal

Insgesamt wurde eine Atmosphäre von Landschaft in der Stadt, Erholung und Miteinander gestaltet, die in allen Kulturen und Altersgruppen positive Assoziationen hervorruft. Es entstanden programmatische Felder und Bereiche, die inhaltlich und räumlich aufeinander bezogen und miteinander vernetzt sind. Durch gut lesbare Zonierungen und Grenzen, sinnvolle kommunikative Benachbarungen können Konflikte vermieden werden, ohne Menschen auszuschließen.

Das Quartiersmanagement Letteplatz hat den Umgestaltungsprozess der Mittelbruchzeile bereits vor der Ausschreibung der Planungsleistungen durch Partizipationselemente vorbereitet und unterstützt. Während des gesamten Planungsprozesses gab es Rückkoppelungen mit den Anwohnenden und Nutzenden der Mittelbruchzeile. Im Ergebnis ist ein Ort entstanden, der in seiner Verschränkung von landschaftlichem Bezug, Wertschätzung des Bestehenden, Berücksichtigung der spezifischen Bedarfe der Anwohnenden und Nutzenden vielfältig und generationenübergreifend nutzbar ist. Aus dieser Vielfalt ergibt sich erfahrungsgemäß die wirksamste Vandalismusprävention; die Mittelbruchzeile ist dafür ein weiterer Beleg.

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