Das Projekt Liebigstraße 1 befindet sich in Berlin-Friedrichshain zwischen Liebigstraße und Rigaer Straße. Im Rücken der von Hans Hopp zwischen 1951 und 1958 entworfenen Bauten der ehemaligen Stalinallee, der heutigen Frankfurter Allee, gelegen, erstreckt es sich bis in das Gründerzeitviertel nördlich dieser urbanen Achse. Die sechs Punkthäuser mit insgesamt 144 Wohneinheiten liegen zwischen typischer Berliner Blockrandbebauung. Das Projekt wurde als Baugruppenprojekt mit 144 Eigentümerparteien entwickelt.

Standort (Google-Maps)

Konzept / Leitidee

Vielleicht gerade wegen der zentralen Lage und der dichten Bebauung, hatten die Bewohner das Bild eines Gartens für ihr Wohnprojekt im Kopf - mit viel Grün, Aufenthaltsbereichen und Flächen zum Selbergärtnern. Nicht nur die hohe bauliche Dichte, sondern auch die Unterbauung des Grundstücks durch eine Tiefgarage machte es nicht einfach, dieses Vorhaben umzusetzen. Zudem mussten großflächig Bereiche für Feuerwehr und Erschließung freigehalten werden. Außerdem mussten sämtliche Medien wie Abwasser- und Regenwasserstauraumkanäle auf der Grundstücksfläche untergebracht werden. Durch einen gezielten Umgang mit unterschiedlichen Bodenbelägen ist es dennoch gelungen, einen Großteil der Flächen nicht zu versiegeln.

Erschließungs- und Fahrwege wurden auf ein Minimum reduziert, Aufstellflächen der Feuerwehr konnten in Schotterrasen hergestellt werden. Auf Grund der Höhenstaffelung der Gebäude durch jeweils ein Halbgeschoss im Gebäude und den Versatz der Gebäude zu einander auf dem circa zwei Meter fallenden Grundstück waren kreative Lösungen für die Geländemodellierung gefordert. Die Böschungen wurden sanft modelliert, um ein großzügiges Raumkontinuum zu erreichen. Um jeden Baumstandort auf dem komplex genutzten Grundstück wurde mit den Fachplanern gerungen.

Funktionsbereiche / Erschließung / Barrierefreiheit

An der „gemeinschaftlichen Mitte“ als zentrale Erschließungsachse liegen beidseitig die sechs Wohnhäuser. Während lineare Klinkerpflasterbänder der direkten Erschließung und als Fahrspuren für Autos, Fahrräder oder Rollstühlen dienen, werden durch helle Natursteinpflasterflächen Wegebeziehungen zwischen den einzelnen Gebäuden aufgebaut. Zwischen den Pflasterungen befinden sich Schotterrasenflächen, die den hohen Anteil an entsiegelten Flächen unterstützen. An den hellen Natursteinflächen sind hölzerne Sitzpodeste installiert. Die Eingangsbereiche der Gebäude sind durch kontrastreiche Klinkerstreifen akzentuiert. Zusätzlich erfolgt eine Adressbildung durch Schmuckpflanzungen.

Im rückwärtigen Garten befinden sich die „Gartenbänder“ für die Hausgemeinschaft. Hier sind Sitzpodeste und Spielbereich für unterschiedliche Altersgruppen angeordnet. Baumstämme, Holzpodeste, Sandflächen und Spielelemente können von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen benutzt werden. Das Spielkonzept wurde auf ein Mitwachsen der Spielangebote mit den Kindern ausgelegt. Die zumeist jungen Familien haben jetzt Kinder im Alter zwischen 0–5 Jahren. Diese Kinder werden zusammen im Hof aufwachsen. Die Ansprüche an den Hof werden sich ändern. Heute kann man an Stämme Schaukeln, Girlanden und Sonnensegel knüpfen. Später können Hängematten oder ein Volleyballnetz eingehängt werden.

Großzügige „Wiesenecken“ verbinden die gemeinschaftliche Mitte mit den Gartenbändern. Diese können frei für Spiel und Bewegung genutzt werden und dienen gleichzeitig als Flächen für die Feuerwehr. Die „Wiesenecken“ werden von großflächigen Gräserpflanzungen gerahmt und verbinden die „gemeinschaftlichen Mitte“ mit den „Gartenbänder“.

Ökologie / Vegetation

Den Erdgeschosswohnungen sind private Gärten vorgelagert, die durch Gräser- und Staudenbänder gerahmt werden, die somit einen transparenten Filter zum gemeinschaftlichen Garten schaffen und die privat genutzten Flächen in den Gesamtgartenraum einbinden.

Gleditsie und Frühlingskirsche als stabile Großgehölze im städtischen Kontext wurden als Filter für allzu nahe Sichtkontakte eingesetzt. Um Kleinteiligkeit zu erreichen, die unterschiedliche Nutzungen aufnehmen kann, ohne soziale Distanzen auszuhebeln, haben wir „Gartengehölze“ wie Schneeball und Hortensien gewählt. Weidenpflanzungen geben dem Hof zusätzlich eine sehr landschaftliche Stimmung. Stabile Staudenkombinationen gepaart mit flächigen Gräserpflanzungen strukturieren die Bodenebene und vermitteln einen üppigen grünen Eindruck von sehr schattigen bis zu sehr sonnigen Standorten.

Mit die Gartengestaltung ist trotz der baulichen Dichte auf dem Grundstück im Bezirk Berlin-Friedrichshain gelungen einen grünen, durch seine Bepflanzung fast landschaftlich anmutenden Ort zu schaffen.

Besonderheit / Alleinstellungsmerkmal

Zur Rigaer Straße öffnet sich ein kleiner „Platz“, von dem man wie von einem Balkon einen Blick auf den neuen Garten werfen kann. Dieser kleine Platz lädt auch die Nachbarschaft ein, dass Grundstück zu nutzen. Die Baugemeinschaft hat sich nach intensiven Diskussionen entschlossen, einen quartiersinternen Weg durch Ihren Garten zu ermöglichen, Einfriedungen und Grenzen nur dort auszubilden, wo es heißt Verkehr vom Grundstück fernzuhalten. So wird der Wunsch nach gemeinschaftlichen Leben auch nach außen getragen.

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