Die Weiße Siedlung Dammweg in Berlin-Neukölln ist ein Wohngebiet des sozialen Wohnungsbaus der 1970er Jahre. Gebietstypisch sind die zum Teil 18-geschossigen Gebäudebänder, die sich von der benachbarten Bebauung stark abgrenzen. Die charakteristischen hellen Häuser, die heute im Besitz der "Brandenburg Properties 5 S.a.r.l" sind, gaben dem rund 15 Hektar großen Gebiet den Namen Weiße Siedlung oder auch Sonnensiedlung. Begrenzt wird das Areal durch die Dieselstraße im Norden, die Aronsstraße im Westen, den Dammweg im Osten und die Sonnenallee im Süden.
Durch die angrenzenden Kleingartensiedlungen und die parkähnlichen Grünanlagen in der Siedlung besteht ein ausreichendes Angebot an Grün- und Freiflächen. Im Quartier leben rund 4.000 Einwohner, rund 70% haben einen Migrationshintergrund. Unter ihnen sind viele junge Familien mit mehreren Kindern. Gut ein Viertel der Einwohner ist unter 18 Jahre. Seit 2005 erhält die Siedlung Fördermittel aus dem Städtebauförderungsprogramm Soziale Stadt und wird durch ein Quartiersmanagement betreut.
Vielfältige und großzügige Grün- und Freiflächen sowie viele Spiel- und Bolzplätze prägen das Wohnumfeld der Weißen Siedlung. Allerdings waren diese in einem überwiegend schlechten Zustand und mussten dringend saniert und qualifiziert werden. Darüber hinaus fehlte es an Angeboten für Jugendliche und Treffpunkten für Erwachsene und Senioren.
Mit der Planung der Spielplätze im nördlichen Quartier wurde das Büro bwgt beauftragt. Die Planung der Plätze des südlichen Quartiers (Generationenplatz, Eingangsplatz und Platz an der Aronsspitze) wurde durch unser Büro übernommen.
Der öffentliche Eingangsplatz an der Sonnenallee (Eigentümer Bezirk Neukölln) bildet das südliche Entrée in die Weiße Siedlung. Hier befinden sich eine Bushaltestelle, ein Möbelhaus, das Vermietungsbüro, der Nachbarschaftstreff und der Jugendclub Sunshine Inn. Er ist somit Transitraum und soziale Anlaufstelle für die Bewohner. Der private Generationenplatz (Eigentümer Brandenburg Properties) stellt ein wichtiges Gelenk im südlichen Quartier dar. Viele Bewohner queren ihn auf dem Weg zur Sonnenallee. Vor der Umgestaltung war er vollkommen verschattet und nur durch einen schmalen, stark eingewachsenen Durchgang mit dem Durchgangsweg zur Aronsstraße verbunden. Eine direkte Verbindung zum Eingangsplatz bestand nicht.
Der ca. 200 m nördlich gelegene, ebenfalls private Platz an der Aronsspitze (Eigentümer Brandenburg Properties) bildet den Übergang zum nördlichen Quartier. Auch er ist für viele Bewohner nur ein Transitraum, aber insbesondere für ältere Bewohner auch ein beliebter Verweilort.
Konzept / Leitidee
Im Rahmen von Workshops mit Anwohnern, der Jugendeinrichtung Sunshine Inn und der Präventionsstelle der Polizei wurden Wünsche und Ziele für die Freiräume und Plätze formuliert. Im Ergebnis dieser vom Quartiersmanagement durchgeführten Workshops sollte der Quartiersplatz zu einem multifunktionalen Generationenplatz für kleine Feste, Flohmärkte und Veranstaltungen gestaltet und besser an den ebenfalls aufzuwertenden Eingangsplatz angebunden werden. Der nicht mehr benötigte Spielplatz an der Aronsspitze sollte zu einem kleinen Platz für Senioren umgestaltet werden.
Beide Plätze befanden sich unter einem dichten Baumdach und waren stark verschattet. Die Wegebeläge, Sitzgelegenheiten und Spielgeräte waren marode bzw. zerstört, so dass die Plätze für jegliche Nutzung unattraktiv geworden waren. Eines der wichtigsten Ziele unserer Planung bestand deshalb zunächst darin, durch Auslichten des vorhandenen Baum- und Strauchbestandes, sonnige Bereiche zum Sitzen und Spielen zu schaffen, attraktivere Wegebeziehungen zu schaffen und das Sicherheitsempfinden der Nutzer und Passanten zu erhöhen.
Weitere Ziele und Wünsche waren: Treffpunkte für unterschiedliche (Alters-) Gruppen mit Bänken und Tischen, Spielangebote für kleinere Kinder und eine bessere Beleuchtung.
Der Platz an der Aronsspitze war insbesondere bei den älteren Bewohnern beliebt, die hier gerne eine Pause einlegten und dem Straßentreiben zusahen. Auch hier wurde der überkommene Baum- und Strauchbestand stark ausgelichtet, um den als Angstraum wahrgenommenen Platz freundlicher zu gestalten. Neue Sitzbänke und Tische schaffen eine vorher nicht vorhandene Aufenthaltsqualität.
Funktionsbereiche / Erschließung / Barrierefreiheit
Der aufgewertete südliche Eingangsplatz geht heute großzügig und offen in den neuen Generationenplatz über und bildet hinsichtlich seiner Materialität, Möblierung und Beleuchtung mit diesem eine gestalterische Einheit. Die Beläge sind aus einfachem Werkstein, monochrom grau im Bereich des Eingangsplatzes, grau-anthrazit-gebändert auf dem Generationenplatz. Die Sitzbänke sind aus robustem Beton und an den Platzseiten angeordnet.
Himbeerrote Holzauflagen mit und ohne Lehne, Papierkörbe und Spielgeräte setzen farbliche Akzente. Auf der Nordseite des Generationenplatzes befindet sich ein Spielplatz mit verschiedenfarbigen Holzspielgeräten für kleinere Kinder und ein Holzdeck für Picknicks. Ein in das Holzdeck integrierter Stromanschluss steht für diverse Veranstaltungen zur Verfügung.
Um die gestalterische Zusammengehörigkeit der Plätze zu betonen, wurden beim Platz an der Aronsspitze die gleichen Ausstattungselemente und die gleiche Belagsbänderung verwendet. Alle Bereiche sind barrierefrei zugänglich.
Ökologie / Vegetation
Die vorhandene Vegetation stammt aus den 1970er Jahren und besteht überwiegend aus Berg- und Zuckerahornbäumen, die vielfach zu nah an den Gebäuden stehen und Plätze und Häuser teilweise stark verschatten. Daneben gibt es großflächige Feuerdorn- und Mahonienpflanzungen. Die bis zu 3,5 m aufgewachsenen und mit der Heckenschere geschnittenen Feuerdornpflanzungen bildeten und bilden wegebegleitende grüne Wände, die insbesondere an engen Durchwegungen zu einem starken Unsicherheitsgefühl führten. So war es zunächst wichtig, den Baumbestand auszulichten und Strauchbestände zu roden.
Als Ersatzbäume wurden z.B. Rotdorn, Mehlbeere, Feldahorn und Birken gepflanzt. Die schattigen, baumüberstandenen Randbereiche des Generationenplatzes und des Platzes an der Aronsstraße wurden mit Heckenmyrthe (Lonicera nitida 'Maigrün') unterpflanzt. In sonnigeren Bereichen kamen bodendeckende Rosen (Rosa 'innocencia') und Gräser (Miscanthus sinensis 'Kleine Fontäne') sowie Thunberg-Berberitze (Berberis thunbergii) zum Einsatz.
Wirtschaftlichkeit / Nachhaltigkeit
Da es sich bei allen drei Plätzen um stark beanspruchte und somit weitgehend steinerne Platzflächen handelt, lagen die Schwerpunkte zum einen auf einer für die gewünschten Nutzungen angemessenen Platzgröße und die Verwendung sehr kostengünstiger (Standard)-Werksteinbeläge, die langfristig erhältlich sein werden. Der in der Siedlung verbreitete Vandalismus bedingte die Auswahl sehr robuster Sitzmöbel und Tische aus Beton. Trotz des höheren Wartungsaufwands folgte der Eigentümer der Siedlung unserem Wunsch, die Sitzauflagen mit rotlasierten Holzlatten auszuführen, statt Kunststofflatten oder Metallgitter zu verwenden. Noch funktionsfähige Tischtennisplatten wurden auf dem Generationenplatz weiterverwendet.
Der Planungsprozess unter intensiver Einbeziehung der Bewohner, die Optimierung der Wegeverbindungen, die Verminderung von Angsträumen, die neuen generationenübergreifenden Angebote, die Verwendung von Standardbelägen und die robuste, standortgerechte Pflanzenauswahl lassen, die unerlässliche Pflege und Instandhaltung vorausgesetzt, eine nachhaltige Funktionsfähigkeit und Attraktivität der Plätze erwarten.
Besonderheit / Alleinstellungsmerkmal
Räumlich und funktional eng miteinander verwoben, doch in unterschiedlicher Trägerschaft liegend, musste die Planung für den Eingangs- und den Generationenplatz intensiv mit dem Bezirk (Eingangsplatz) und der Brandenburg Properties (Generationenplatz) abgestimmt werden. So ist z.B. eine Hälfte des Vorplatzes in privaten, die andere Hälfte in öffentlichem Besitz. Da der Platz aber einen einheitlichen Belag erhalten sollte, musste der Verlauf der Grundstücksgrenzen und damit der jeweiligen Zuständigkeiten (z.B. Winterdienst) und Haftungsgrenzen im Platz ablesbar sein. Unserem Wunsch nach einer möglichst dezenten Lösung mit einem Stahlband wurde nach einiger Diskussion schließlich entsprochen.
Dank der guten Zusammenarbeit zwischen Brandenburg Properties und dem Quartiersmanagement wurden die Anwohner durch Workshops und Vorort-Informationsveranstaltungen intensiv in den Planungsprozess integriert. Insbesondere bei der Zielstellung für die Plätze war dies sehr hilfreich. Im Rahmen einer Pflanzaktion beim Platz an der Aronsspitze wurden die Bewohner auch ganz praktisch eingebunden.
Die Aufwertungs- und Umgestaltungsmaßnahmen im privaten Wohnumfeld wurden zur Hälfte aus dem Programm Soziale Stadt/Quartiersfonds 4 (QF4) finanziert, die andere Hälfte steuerte der Eigentümer der Siedlung bei. Für den öffentlichen Eingangsbereich an der Sonnenallee und den sich daran anschließenden Stadtraum Aronsstraße standen Fördermittel aus dem Programm Stadtumbau West zur Verfügung.