Der Vorgarten eines Jugendstilgebäudes in Berlin Wilmersdorf liegt in einer ruhigen baumbestandenen Wohnstraße. Das Gebäude wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Auftrag des bekannten norwegischen Malers Adelsteen Normann im Jugendstil errichtet.
Eine feingegliederte Fassade, dessen Foyers mit weißem Marmor belegt sind und ein kleiner jedoch trotzdem parkähnlicher Innenhof hatten das schon zur Entstehungszeit mit Zentralheizung versehene Gebäude zu einer Besonderheit werden lassen.
Vor der Umgestaltung war der Vorgarten als banale Rasenfläche angelegt. Eine Fernwärmeleitung durchzieht ihn längs in größerer Tiefe. Der Bauherr wünschte sich eine klare jedoch repräsentative Gestaltung des Vorgartens, welche die Formensprache des historischen Gebäudes berücksichtigt.
Konzept / Leitidee
Ziel war es, ein klares Bild, welches im Winter minimalistisch die immergrüne Struktur der Bodendecker und Buchsbaumquader zeigt und im Sommer, der Jahreszeit entsprechend, eine auffallende Üppigkeit entstehen zu lassen, und gleichzeitig einen attraktiven und pflegeleichten Vorgarten zu schaffen.
Die geschaffene räumliche Stufung und formale Anlage der Pflanzung erzeugt einen ganzjährig starken und nahezu minimalistischen Eindruck, dem historischen Hintergrund gerecht werdend.
Funktionsbereiche / Erschließung / Barrierefreiheit
Der Zugang zum Haupteingang wurde in Abstimmung mit dem Bauherrn als weißer Belagsteppich in schwarzen Rahmen barrierefrei angelegt. Die Formensprache bedient sich dabei Jugendstilmotiven.
Die weißen Platten des Teppichs sind 6 cm dicke, weiße Marmorplatten eines sehr quarzithaltigen, chinesischen Marmors, welcher sehr frostresistent ist. Die schwarzen Elemente sind aus Basalt-Mosaik-Pflaster hergestellt. Alle Beläge wurden mit Kunststoffmörtel diffusionsoffen verfugt.
Eine einfache Graniteinfassung bildet zusammen mit einem ebenso einfachen, leicht historisierenden, 60 cm hohen Metallzaun den äußeren Abschluss, des durch den Eingang zweigeteilten Gartens.
Ökologie / Vegetation
Der Lage der Fernwärmeleitung geschuldet, welche auch die Verwendung großer, stark wachsender Gehölze stark einschränkt, wurde die Bepflanzung des Vorgartens längs in drei Streifen gegliedert.
Der mittlere Streifen ist durch streng quaderförmig geschnittene und gleichmäßig angeordnete Buchsbaum-Blöcke definiert. Sie sind das immergrüne Hauptelement des Gartens. Aus den Blöcken links und rechts neben dem Eingang wachsen Buchsbaumkegel. In beiden Gartenteilen wurden des Weiteren symmetrisch zwei mehrstämmige Magnolien (Magnolia loebneri,`Leonard Messel`) in den Buchsbaumstreifen angeordnet.
Die Magnolie ist ein typisches Gehölz des Jugendstils. Ihre Blüte wurde oft in Grafik, Malerei und Stoffdruck aus dieser Zeit zitiert. Das zarte Rosa der Magnolienblüten im Frühjahr hebt sich effektvoll vom weißen Hintergrund des Gebäudes ab. Die abfallenden Blütenblätter bleiben sehr dekorativ auf den Oberflächen der Buchsbaumquader liegen. Die gewählte Art bleibt kompakter und ist nicht so stark wüchsig.
Im Laufe der Zeit sollen die Stämme der Magnolie vorsichtig aufgeastet werden, so dass zwischen Magnolienkrone und den Buchsquadern stets genügend räumliche Distanz bleibt, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Die Buchsbaumquader wachsen in einem Streifen aus bodendeckend gepflanzten Goldbeeren (Waldsteinia ternata).
Vor der Gebäudewand wurde eine Reihe aus Hortensien (Hydrangea macrophylla ‚Endless Summer‘) gepflanzt. Sie werden bewusst nicht mit Hortensiendünger gedüngt, so dass sie sich inzwischen in rosablühende Exemplare verändert haben. Ihr zartes Rosé mischt sich mit changierenden Tönen der verblühten Blütenstände und bildet den höheren, räumlichen Abschluss zum Gebäude. Sie wachsen in einem Streifen aus Dickmännchen (Pachysandra terminalis).
Entlang des Gehweges wurden üppige Funkien (Hosta sieboldiana) in einem Teppich von Pachysandra terminalis gepflanzt.