In der Hufeisensiedlung in Neukölln haben Bruno Taut, Martin Wagner und der Gartenarchitekt Leberecht Migge in den 1920’er Jahren die Idee einer Großsiedlung als Gartenstadt geplant. Die Realisierung der öffentlichen Freianlagen erfolgte seinerzeit nach Plänen vom Gartendirektor Ottokar Wagler.
Nach dem Motto „Leben in und mit dem Denkmal“ wurden ab 2010 die bis dahin wenig ansehnlichen und nicht denkmalgerechten öffentlichen Freianlagen umgestaltet. Neben der Bedeutung der Welterbestätte waren auch zeitgemäße Anforderungen an die Grünanlagenpflege zu berücksichtigen. Diese Umgestaltung der öffentlichen Grün- und Freiflächen erfolgte im Rahmen des Investitionsprogramms „nationale UNESCO Welterbestätten“. Als Grundlage für die gartendenkmalpflegerische Umgestaltung diente das Gutachten „Hufeisensiedlung – Untersuchung der denkmalgeschützten Freiflächen und Konzeption für den zukünftigen Umgang“ von Landschaftsarchitektin Katrin Lesser, Berlin 12/2003.
Konzept / Leitidee
Das harmonische Zusammenspiel von Architektur und Freiraum waren den Architekten Bruno Taut und Martin Wagner und dem Gartenarchitekt Leberecht Migge ein zentrales Anliegen. Kern der Siedlung ist das Namen gebende, hufeisenförmige Gebäude, das eine Grünanlage mit zentralem tiefer liegendem Teich umschließt. Die besondere städtebauliche Situation wird durch die Platzierung des Gebäudes erreicht, das die Architekten von der erschließenden Fritz-Reuter-Allee zurückversetzt bauten. Der sich dadurch ergebende Vorplatz mit der anschießenden großzügigen Freitreppe und dem Übergang in die Grünanlage mit Teich bilden zugleich Zentrum wie Entree zur Siedlung.
Um die Grünanlagen denkmalgerecht wiederherzustellen waren der Rückbau nicht denkmalgerechter Flächenbefestigungen, die Neuanlage der Promenaden und ergänzende Baumpflanzungen notwendig. Die zentrale Grünfläche wurde weitestgehend rekonstruiert, d.h. Entschlammung und Gestaltung der Teichanlage nach historischem Vorbild, Neuanlage der Wege und Erneuerung der Bepflanzung. Des Weiteren wurde der Neubau der Treppe mit ihrer typischen Beleuchtung realisiert. Auf dem Hufeisenvorplatz wurden störende Hochbeete und Strauchpflanzungen entfernt und somit der Raum wieder geöffnet. Die Mittelinsel des Hüsung – eine kleinere, rhombenförmige Grünanlage – hat neben der zentralen Rasenfläche ihre historische niedrige Einfriedung wieder erhalten. Eine weitere Maßnahme war die Rekonstruktion der Straßenlaternen nach dem historischen Modell mit moderner Technik.
Projektziel war es, durch die Wiederherstellung der ursprünglichen Gartenkonzeption auch der Architektur wieder zur intendierten Wirkung zu verhelfen. Die Siedlung wird enorm an Image und Anziehungskraft gewinnen, was Mieternachfrage wie Besucherströme und damit auch die Erhaltung langfristig positiv befördert.
Funktionsbereiche / Erschließung / Barrierefreiheit
Die Maßnahme gliedert sich in sechs Bearbeitungsbereiche, welche in den Jahren 2010 – 2013 realisiert wurden:
- Vorplatz Hufeisen an der Fritz-Reuter-Allee
- Öffentliche Grünanlage Hufeisen mit Teich und Freitreppe
- Mittelinsel Hüsung
- Öffentliches Grün Fritz-Reuter-Alle zwischen Teterower Straße und Parchimer Allee, einschl. Hauszugänge
- Öffentliches Grün Mittelstreifen Parchimer Allee zwischen Buschkrugallee und Paster-Behrens-Straße
- Straßenbeleuchtung Fritz-Reuter-Allee, Lowise-Reuter-Ring, Grünanlage Hufeisen, Hüsung, Onkel-Bräsig-Straße, Stavenhagener Straße, Paster-Behrens-Straße, Abschnitt zwischen Parchimer Allee und Talberger Straße
Bei der Planung wurden die Belange der Barrierefreiheit in Abwägung mit den Belangen des Denkmalschutzes umgesetzt. Statt einer ursprünglichen Treppenanlage wurde eine Rampe in Asphalt mit taktilen Streifen aus Klinker und beidseitigen Handläufen errichtet.
Ökologie / Vegetation
Als Kernstück der Siedlung wurde der Hufeisenteich mit den anliegenden Freiflächen saniert. Moderne Technik reguliert nun den Wasserstand, ein umlaufendes Staudenband betont die Teichform. Nach historischem Vorbild erhielt der zentrale Vorplatz an der Fritz-Reuter-Allee neue Baumpflanzungen (Bergahorn). Das flächige Straßenbegleitgrün wurde mit niedrigen Berberitzen realisiert.
Besonderheit / Alleinstellungsmerkmal
2008 wurde die Hufeisensiedlung als eine wesentliche Siedlung der Berliner Moderne in die Liste der Welterbestätten der UNESCO aufgenommen.