Der Traum vom Wohnen mit Garten mitten in der Großstadt Berlin wurde in diesem Baugruppenprojekt im Prenzlauer Berg verwirklicht. 45 Wohneinheiten unterschiedlicher Wohnungstypen hat man auf dem innerstädtischen Grundstück im urban stark verdichteten Gründerzeitviertel realisiert. BIGyard - ein grüner Hofgarten war das tragende Bild des Projekts. Dabei ging es ganz bewusst nicht um privat genutzte Gärtchen mit Bezug zu den Erdgeschosswohnungen, sondern um einen gemeinschaftlichen Bereich, der allen Bewohnern Raum lässt. Die Baugruppe hat die gemeinsame Nutzung der Hofflächen in einem Beschluss verankert.

Der Gartenhof ist 95 m lang und nur 13 m breit und liegt zum größten Teil auf einer Tiefgarage. Rund 60 Kinder und 90 Erwachsene der Baugruppe Zelterstraße nutzen den Garten als selbstverständlichen Teil ihres Lebensortes.

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Konzept / Leitidee

Den hohen Anforderungen an den eigentlich kleinen Gartenhof im Spannungsfeld von Privatsphäre, Ruhebedürfnis, Nutzungsdruck und Unterhalt konnte mit einem klaren räumlichen Konzept und spielerischem Einsatz gestalterischer Mittel begegnet werden. Dabei wurde ein System unterschiedlicher dezentraler Nutzungsangebote entwickelt, dass sich gleichmäßig über die Kleinräume verteilt, um Konfliktpotentiale zu reduzieren und die intensiven Nutzungsansprüche zu kanalisieren. Sanft geformte Hügel als auch die Pflanzung unterstützen dieses Konzept und schaffen einzelne Gartenräume.

Funktionsbereiche / Erschließung / Barrierefreiheit

Netzförmige Erschließungsbänder führen zu den Eingängen oder bilden Schleifen zum unendlichen Bobbycar-Fahren. Sie differenzieren zwischen gemeinschaftlichen Flächen und schaffen Abstand zu den unmittelbar an die Fläche angrenzenden Wohnbereichen. Die Bänder aus großformatigen Sichtbetonplatten sind auf das notwendige Minimum an befestigter Fläche beschränkt, um den Hof nicht steinern wirken zu lassen. Die Trapezform als auch die Oberflächenausführung - rutschhemmend in den Erschließungswegen, geräuscharm in den Spielbändern - wurden eigens für dieses Projekt entwickelt.

Baumstämme, Holzpodeste, Baumhaus und Brunnentrog können von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen benutzt werden. Das Spielkonzept wurde auf ein Mitwachsen der Spielangebote mit den Kindern ausgelegt. Die zumeist jungen Familien haben jetzt Kinder im Alter zwischen 0–5 Jahren. Diese Kinder werden zusammen im Hof aufwachsen. Die Ansprüche an den Hof werden sich ändern. Heute kann man an Stämme Schaukeln, Girlanden und Sonnensegel knüpfen. Später können Hängematten oder ein Volleyballnetz eingehängt werden. Dieser altersunabhängige Ansatz mit einer variablen Spiel»infrastruktur« und einem festen Raumgerüst wird die Gestaltung des Hofes in den kommenden Jahren verändern und weiterentwickeln.

Artifizielle Elemente wie das Baumhaus und die Holzpodeste schaffen ein verbindendes gestalterisches Bild und so auch den emotionalen Bezug der Bewohner zu ihrem Garten. Das Bauhaus zum Beispiel schwebt an schmalen Stämmen in 1,50 m Höhe ein abstrahierter Kokon aus polygonalen Schichtholzwänden, die archaische Wohntypologie des Iglus oder Zelts zitierend. Lackiert in drei Graustufen verstärken Licht- und Schattenwirkung den skulpturalen Effekt. Flächenbündige Fenster sind Lichtquelle und versteckter Ausguck-Spot. Spielgerätenormen wurden subtil umgesetzt: die Lage der Öffnung und die niedrige Einstiegsplattform erübrigen Fallschutzbelag; die Positionierung direkt neben einem neuen Baum ermöglicht eine private Nische wie im Familiengarten.

Auch die Erwachsenen nutzen den Gartenhof für Gemeinschaftsaktivitäten. So gab es schon mal ein Open-Air-Kino an einer der Brandwände zwischen den beiden Wohnzeilen und gemeinschaftliche Hoffeste. Es geht aber nicht alles: Fahrradfahren und Fußballspielen sind in dem doch recht schmalen Innenbereich nicht möglich. Katzen müssen draußen bleiben. Und Grillen mit Kohle ist auch tabu. Die Regeln des gemeinschaftlichen Lebens wurden im laufenden Prozess diskutiert und einer Hausordnung vereinbart.

Ökologie / Vegetation

Das Bild eines großen Gartens wurde vor allem mit der Vegetation in den schmalen Raum übertragen. Gleditschie und Eberesche haben sich als stabile Großgehölze auf der Tiefgarage bewährt und wurden als Filter für allzu nahe Sichtkontakte eingesetzt. Um eine Kleinteiligkeit zu erreichen, die unterschiedliche Nutzungen aufnehmen kann, ohne soziale Distanzen auszuhebeln, haben wir „Gartengehölze“ wie Flieder und Hortensien gewählt. Weidenpflanzungen geben dem Hof zusätzlich eine sehr landschaftliche Stimmung. Stabile Staudenkombinationen gepaart mit flächigen Gräserpflanzungen strukturieren die Bodenebene und vermitteln einen üppigen grünen Eindruck. So ist ein Pflanzgerüst entstanden, das sich - auch bedingt durch den Einbau einer Beregnungsanlage, sehr gut entwickelt hat und auch noch in tristen Wintermonaten eine gärtnerische Atmosphäre schafft.

Wirtschaftlichkeit / Nachhaltigkeit

Das Wohnensemble BIGyard ist ein typisches Berliner Baugruppen-Projekt. Familien mit kleinen Kindern schaffen sich in der Berliner Innenstadt Wohn- und Lebensräume mit viel Grün, und das zu finanziell tragbaren Konditionen. Durch einen intensiven, frühzeitig abgestimmten Planungsprozess zwischen Architekt und Landschaftsarchitekt konnten Synergien genutzt werden. So blieb das Baubudget mit 238.000 € brutto für den Garten unter dem im Vorfeld abgesteckten Rahmen. Mit einem Quadratmeterpreis von 198 € brutto/qm konnte damit die logistisch sehr aufwendige Bauausführung auf dem baulich geschlossenen Obergeschoss der Tiefgarage realisiert werden.

Besonderheit / Alleinstellungsmerkmal

Die noch junge Baugemeinschaft in der Zelterstraße ist nicht zuletzt durch ihr Bekenntnis zum gemeinschaftlichen Wohnen zusammengewachsen und trägt diese Idee auch nach außen. Sie sieht sich als aktiver Partner im Kiez. Vor kurzem organisierte man gemeinsam mit der benachbarten Diakonie ein Straßenfest. Dabei wurden Spenden für die ortsansässige Sozialstation gesammelt. Die soziale Einbindung und Akzeptanz des Projekts ist gelungen und schafft neue spannende Impulse im Kiez.

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